Tag.: Die Musealisierung der DDR
Wege, Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung von Zeitgeschichte in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen
21. – 23. Juni 2010, Leipzig
Eine Tagung des stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diltatur
Die wissenschaftlich fundierte Sammlung, Bewahrung und Dokumentation von Objekten der DDR-Geschichte birgt für stadt- und regionalgeschichtliche Museen ein großes Potential. Dieses wird bislang jedoch nur selten genutzt. Zugleich verweist die steigende Zahl privat betriebener, kommerzieller DDR-Museen auf das öffentliche Interesse an diesem Thema. Diese Situation nimmt die Tagung als Ausgangspunkt. Diskutiert werden die verschiedenen Dimensionen der Musealisierung der DDR sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung und Vermittlung von Zeitgeschichte im Museum.
Die Juboläumsjahre 2009 und 2010 rücken mit der Erinnerung an 20 Jahre friedliche Revolution, Mauerfall und Wiedervereinigung epochale Ereignisse der jüngsten Vergangenheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Während sich die DDR-Geschichte einer bisher kaum gekannten medialen Beachtung erfreut und eine Vielzahl von privaten alltagsgeschichtlichen DDR-Sammlungen einen ungebrochenen Besucherstrom verzeichnen, hat die Geschichte des zweiten deutschen Staates bisher kaum Eingang in die Dauerausstellungen kommunaler Museen gefunden.
Vorgesehen ist eine Multiplakatorenkonferenz, die Museumsfachleute, Zeithistoriker, Kulturwissenschaftler sowie Vertreter aus dem Bereich der politischen Bildung zusammenbringt. Dabei soll ein generalisierender Blick auf die aktuellen Debatten um die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte geworfen werden, um so Chancen und Probleme der zeitgeschichtlichen Museumsarbeit zu beleuchten. Als Leitfragen dienen: Wie kann Geschichte, zumal Zeitgeschichte, im Museum attraktiv, facettenreich, didaktisch überzeugend und zielgruppenorientiert ausgestellt werden? Wie lassen sich in Ausstellungen neben einer Struktur- und Ereignisgeschichte individuelle lebensgeschichtliche Erfahrungen sowie Aspekte der Kultur- und Mentalitätsgeschichte einbinden? Wie kann mit Blick auf die DDR jenseits einer oft unkritisch inszenierten Alltaggeschichte die Alltäglichkeit von Repression in einer politisch durchdrungenen Gesellschaft im Museum gezeigt werden?
Hier gerät nicht nur das Spannungsfeld zwischen der musealen Umsetzung fachwissenschaftlicher Befunde und der Bindung an gegenständliche Ausstellungsstücke in den Fokus, sondern auch das Verhältnis von Text und Objekt, von Originalität und Authentizität, von Inszenierung und sachlicher Information, bis hin zum Umgang mit DDR-Kunst in Ausstellungen. Schließlich soll auch die Frage diskutiert werden, inwieweit die DDR 20 Jahre nach ihrem Ende überhaupt als Teil der lokalen Erinnerungslandschaft wahrgenommen wird. Wo lässt sich diesbezüglich das Selbstverständnis kommunaler Museen verorten: als Speichermedien des kulturellen Gedächtnisses oder als Lernorte für die politische Bildung?
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